Herbsttreffen der ZimmerMeisterHaus Gruppe

Wichtige Veränderungen

Zur diesjährigen Herbsttagung von ZimmerMeisterHaus waren vom 26. bis 28. Oktober 170 Teilnehmer in Hamburg angereist. Auf der Tagesordnung standen neben einem interessanten Vortragsprogramm wichtige Veränderungen: Zur neuen Vizepräsidentin der Gruppe wurde Katrin Schmidt-Wagner gewählt, auch in der Zusammensetzung des Vorstands und des Marketingausschusses gab es einige Veränderungen.

Das Treffen begann am Donnerstag unterhaltsam und lehrreich: Nach einem gemeinsamen Mittagsimbiss setzten sich die Teilnehmer in Richtung Hafencity in Bewegung, wo zunächst ein Besuch beim 65 m hohen Wohnturm „Roots“ auf dem Programm stand, von dessen 20 Geschossen 16 in Holzbauweise ausgeführt sind. Es folgten geführte Exkursionen in die Hafencity mit vielen interessanten Details zu Hamburgs prominentem Baugebiet – etwa zum Thema Hochwasserschutz. Nach einem Abendessen in Schmidts Tivoli blieb ein Teil der Teilnehmer zum Musical „Heiße Ecke“, der Rest versammelte sich draußen und trat in mehreren Gruppen eine geführte Kieztour an.

Zukunftsfähig und innovativ

Am Freitag begrüßte ZMH-Präsident Holger Kappler die Teilnehmer im Best Western Plus Hotel zum offiziellen Tagungsprogramm. Dabei berichtete er von seiner Erfahrung, dass die ZimmerMeisterHaus-Manufakturen in der momentan turbulenten Zeit, „in der sich ein uneinheitliches Bild zwischen Kurzarbeit und Fachkräftemangel ergibt und in der viele Massivbauer und Fertighausunternehmen vor großen Problemen stehen“, erfreulich gut aufgestellt sind: „Alle, mit denen ich gestern Abend gesprochen habe, waren auf lange Sicht ausgelastet, weit ins nächste Jahr hinein, teilweise sogar bis ins übernächste Jahr.“

Zwar hätten sich die Geschäftsfelder etwas geändert, die Stimmung sei aber ungebrochen positiv. Dies sei bei vielen Holzbaukollegen anders, weil sich diese in den letzten Jahren keinen komfortablen Auftragspuffer erarbeitet hätten. „Wir müssen jetzt sehen, dass wir dieser Puffer bewahren. Dafür sind wir gut gewappnet, weil wir flexibel am Markt unterwegs sind und weil nach wie vor alle Fakten für den Holzbau sprechen.“ Positiv wirkt sich in der momentanen Situation auch die von der Geschäftsstelle unterstützte Diversifizierung aus, in deren Folge heute das Gros der Manufakturen nicht nur im Einfamilienhaus, sondern auch in der Sanierung, dem Gewerbe- und Wohnbau unterwegs ist.

Dass die Gruppe auch für Zulieferer nach wie vor eine gute Adresse ist, zeigte der folgende Programmpunkt: Vertreter von Naturheld, Würth und Zimmermann stellten ihr Unternehmen und seine Produktpalette vor.

Strategische und personelle Veränderungen

Im Anschluss folgte der Geschäftsbericht von ZMH-Geschäftsführer Matthias Schlosser. Er blickte auf ein Jahr „voller Engagement und Austausch“ zurück und bedankte sich bei den Teilnehmern für das Selbstverständnis, mit dem sie anderen Mitgliedern in dieser Zeit geholfen und ihr Know-how mit ihnen geteilt haben. „Das ist die einzigartige ZMH-Kultur, vielen Dank!“ Nach einem Ausblick auf die derzeitigen Rahmenbedingungen stellte Matthias Schlosser den Teilnehmern die zwölf Impulsthemen vor, die in einer Vorstandssitzung herausgearbeitet wurden und die Strategie der Gruppe in Zukunft prägen sollen. Erste Präferenz hat das Thema Digitalisierung, das den Manufakturen eine Zukunft in einer digitalen Welt sichern soll. Weitere Prioritäten sollen auf dem Wissensaustausch und der Herausbildung eines attraktiven Arbeitgeberprofils und auf Allianzen liegen, die eine Umsetzung größerer Projekte durch Kooperation ermöglichen. Auch mit dem DHV gab es im Berichtszeitraum einen Strategie-Workshop, in dem es unter anderem um Strategien der gesamten Branche und um die Intensivierung der Lobbyarbeit ging.

Zu den Marketingaktivitäten in 2023 gehörte die Herausgabe eines neuen Leitmediums für den Hausbau, das die Manufakturen individualisieren und im Kontakt mit Interessenten einsetzen können. Geplant ist außerdem ein Relaunch der Gruppen-Websites, um im Internet noch besser wahrgenommen zu werden. Ende März 2024 soll die neue ZMH-Website ins Netz gehen. Weitere Aktivitäten hatten den Wissensaufbau und Wissensaustausch in verschiedenen ERFA-Gruppen und – ganz im aktuellen Trend – in den Projektgruppen Serielle Sanierung und Modulbau im Fokus.

Nach dem Bericht der Geschäftsleitung standen die Wahlen zum stellvertretenden Präsidenten, zu drei Vorständen und zu neuen Mitgliedern im Marketingausschuss auf dem Programm. Zur neuen Vizepräsidentin von ZimmerMeisterHaus wurde Katrin Schmidt-Wagner gewählt, in den Vorstand erneut Mario Drees, Florian Fluck und Christoph Mayer. Die Mitglieder des neuen Marketingausschusses sind Nadja Fabry, Manfred Hammer, Ben Kunz, Katrin Schmidt-Wagner, André Tenhumberg, Katharina Wiese und Anna Zettler.

Interessante Geschäftsfelder für den Holzbau

Den Abschluss des Tagesprogramms bildeten Vorträge Von Henning Klattenhoff, Andreas Dengl und Viktor Poteschkin. Henning Klattenhoff, Mitglied im Managementboard von Assmann Beraten + Planen, erläuterte die Vorzüge des Baustoffs Holz im urbanen Bauen und zeigte anhand von Beispielprojekten, dass Holz nach und nach auch eine zunehmende Bedeutung bei der Hafencity-Bebauung zukommt. Vorläufiger Höhepunkt der Entwicklung ist das „Roots“ mit seinen 16 Holzgeschossen, die aus Gründen der Hochwassersicherheit auf drei Massivgeschossen aufgestellt sind. Klattenhoff, der für die Statik des Holzhochhauses verantwortlich war, erläuterte seine Konstruktion und interessante Detaillösungen. Außerdem stellte er weitere interessante Projekte zum Städtebau in Holz vor.

Andreas Dengl von Gumpp & Maier stellte Holzprojekte seines Unternehmens vor, insbesondere aus dem Bereich der seriellen Sanierung mit vorgefertigten Fassadenelementen (TES energy facade), die sich derzeit zu einem vielversprechenden Geschäftsbereich für den Holzbau entwickelt. Gumpp & Maier ist in diesem Bereich sehr aktiv, die Aufträge stammen gleichermaßen von öffentlichen wie gewerblichen Auftraggebern, zu den TES-Projekten gehört die serielle Sanierung von Schulen, Mehrfamilienhäusern und Wohnanlagen im In- und Ausland. Zu den Vorteilen von TES gehören für den Referenten die Qualität und die geringen Treibhausgasemissionen, die leichte und effiziente Holztafelbauweise, der hohe Vorfertigungsgrad, die breite Palette an möglichen Fassadengestaltungen und die schnelle Montage vor Ort. Abschließend referierte Dengl die Praxiserfahrungen seines Unternehmens anhand typischer Arbeitsabläufe und Detaillösungen.

Viktor Poteschkin berichtete von den Fortschritten des t-lab der RPTU Kaiserslautern-Landau bei der Entwicklung demontabler Holzbauten. Dabei geht es nicht etwa um temporäre Gebäude: Ziele des reversiblen Bauens sind möglichst lange Standzeiten durch einfache Umnutzung und die mögliche Optimierung leicht demontierbarer Bauteile – etwa der Dämmebene –, der unkomplizierte Rückbau eines Gebäudes und die Wiederverwertung seiner Bauteile in anderen Projekten. Als Beispiel stellte Poteschkin einen neuentwickelten, mehrgeschossigen Holzhybrid mit einer flexiblen und anpassbaren Aufteilung der Geschosse in die Nutzungsbereiche Parken, Arbeiten und Wohnen vor. Ein weiteres Beispiel für die Aktivitäten des t-lab ist ein demontables Werkstattgebäude der Universität Kaiserslautern-Landau, das sein Fachbereich unter reger Beteiligung der Studenten in Diemerstein errichtet hat.

Den Ausklang des Tages bildeten ein Feierabendbier in der Ausstellung der Marktpartner, die flankierend zu jedem ZMH-Treffen stattfindet. Es folgte ein gemeinsames Abendessen im Hotel – beides gute Gelegenheiten für den intensiven Austausch mit Kollegen und Marktpartnern, der für viele Manufakturen ein wichtiger Grund ist, regelmäßig an den Treffen teilzunehmen. Dieser Austausch ist ein wichtiger Bestandteil der von Matthias Schlosser gelobten „ZMH-Kultur“, bei der man die Kollegen an den eigenen Erfahrungen teilhaben lässt und den Markpartnern wertvolle Anregungen aus der Praxis liefert, in welche Richtung die Entwicklung ihrer Produkte gehen könnte.

Eat that frog!

Am Samstag standen noch einmal drei Vorträge auf dem Programm. Oliver Bezler und Nadine Kühner von der xm . agentur in Aalen führten den Teilnehmern vor Augen, wie man erfolgreich im Internet-Marketing agieren und die Resonanz auf eigene Beiträge erhöhen kann. Johannes Walther von Sieckmann/Walther/Architekten hielt ein Plädoyer für den Holzbau, mit dem man den Flächen- und Ressourcenverbrauch, die Abfallproduktion und die Treibhausgasemissionen deutlich verringern könne. Abschließend stellte er einige nachhaltige Projekte seines Architekturbüros vor, wobei die Bandbreite vom Neubau oder der schrittweisen Erweiterung eines bestehenden Einfamilienhauses über großflächige Aufstockungen auf bestehenden Wohnanlagen bis hin zur Planung und Konzeption eines neuen städtischen Wohnquartiers reichte.

Den fulminanten Höhepunkt des Vortragsprogramms bildete der fesselnde und unterhaltsame Beitrag von Marc Gassert mit dem Titel: „Jetzt tun! – Nicht das Anfangen wird belohnt, sondern das Durchhalten.“ Nach einem humorvollen Exkurs durch seine Biographie, die den Referenten nach seinem Studium in ein Shaolin-Kloster führte, erläuterte er die Grundzüge der dort erlernten Methoden. Ergänzend gab es nützliche Übungen zur Stärkung der eigenen Willenskraft und spektakuläre Vorführungen, die bei den Zuschauern für Ausbrüche von Fröhlichkeit, bei dem als Anschauungsobjekt auf die Bühne zitierten Jungzimmerer für körperliche und hin und wieder auch seelische Anspannung sorgten. Damit wurde er zum lebendigen Beispiel dafür, wie man durch Einsatz des eigenen Willens die persönlichen Grenzen erweitern kann – „sofern man aufhört sich zu beschweren und die Dinge aufzuschieben“. Lehrreiches Fazit: Wenn es Kröten zu schlucken gibt, sollte man dies möglichst früh am Arbeitstag tun und mit der größten beginnen!

Die Veranstaltung endete am Samstagmittag mit einem gemeinsamen Essen im sehr guten Hotelrestaurant, nach der sich die Teilnehmer auf den Heimweg begaben.

Verfasser: Dr. Joachim Mohr

 

Kontaktadresse: Vereinigung ZimmerMeisterHaus, Stauffenbergstr. 20,
74523 Schwäbisch Hall, Tel. 0800/9640266, www.zmh.com,
info@zmh.com.

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