Die EGGER Gruppe wächst: Stabiles Ergebnis im Geschäftsjahr 2016/2017, große Pläne für die Zukunft

Der Holzwerkstoffhersteller verzeichnet im Geschäftsjahr 2016/2017 2,38 Mrd. Euro Umsatz und 363,7 Mio. Euro EBITDA.

Bei der Jahrespressekonferenz am 27. Juli 2017 am Stammsitz in St. Johann in Tirol präsentierte die EGGER Gruppe eine gesamthaft sehr positive Entwicklung der Unternehmenskennzahlen. Der Umsatz der Gruppe (+1,7 %) sowie das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) (+4,0 %) konnten erneut auf Höchstwerte in der 56-jährigen Unternehmensgeschichte gesteigert werden. Zugleich prognostizierte die Geschäftsführung ein noch deutlicheres Wachstum in den nächsten Jahren und kündigte große Investitionen in Polen, Argentinien und den USA an.

Die EGGER Gruppe verzeichnete 2016/2017 abermals neue Höchstwerte in ihrem Jahresergebnis. Der Umsatz konnte im Geschäftsjahr 2016/2017 um +1,7 % auf 2.384,8 Mio. Euro gesteigert werden. Das operative Ergebnis (EBITDA) wuchs um +4,0 % auf 363,7 Mio. Euro. Die EBITDA-Marge übertraf mit 15,3 % das Niveau der Vorjahre. Mit der weiterhin sehr hohen Eigenkapitalquote von 37,5 % unterstreicht das Familienunternehmen seine gute Bonität. Die produzierte Menge an Rohplatten inkl. Schnittholz konnte auf 7,9 Mio. m3 (+3 %) gesteigert werden, was eine Vollauslastung aller primären Produktionskapazitäten bedeutet. Gruppenweit beschäftigte EGGER im vergangen Jahr durchschnittlich 8.145 Mitarbeiter.

Positive Entwicklung in fast allen Regionen

„Die Wirtschaft in Europa hat sich erholt und die europäische Bauwirtschaft befindet sich wieder auf einem soliden Wachstumspfad,“ umreißt Thomas Leissing, Sprecher der Gruppenleitung und zuständig für Finanzen, Verwaltung und Logistik, das geschäftliche Umfeld, das dem Unternehmen – unterstützt durch stabile Rohstoffmärkte – im vergangenen Geschäftsjahr zu Wachstum verhalf. Besonders in Österreich, Deutschland, Zentral- und Osteuropa war die Nachfrage hoch. In weltweit fast allen Regionen wurden positive Umsatzentwicklungen erzielt und Marktanteile ausgebaut. Trotz der Unsicherheiten in Folge des Brexit-Votums verlief die Gesamtentwicklung in den abgelaufenen zwölf Monaten in Großbritannien positiv. Rückgänge im Umsatz und in den Erträgen sind auf die Abwertung des britischen Pfunds zurückzuführen. In der Türkei führte die angespannte politische und wirtschaftliche Lage zu leichten Rückgängen im lokalen Vertrieb von Kanten, welcher jedoch großteils durch Export kompensiert wurde.

Größte Zuwächse bei dekorativen Produkten

Überaus zufrieden ist EGGER mit der Entwicklung im Bereich Möbel und Innenausbau (EGGER Decorative Products), der mit 75,6 % den größten Umsatzanteil einnimmt. Der Marktstart der EGGER Kollektion Dekorativ 2017–2019 und ihr Premierenauftritt auf der Messe BAU im Januar 2017 in München waren überaus erfolgreich. Der Umsatz von EGGER Decorative Products konnte mit 1.906,9 Mio. Euro um +2,0 % erhöht werden. Umsatzzuwächsen in den Märkten Österreich, Deutschland, Rumänien und Russland, vor allem mittels der neu angelaufenen MDF-Produktionsanlage in Gagarin (RU), stehen lediglich Umsatzrückgänge in Großbritannien und der Türkei entgegen. Ein Großteil dieser Rückgänge ist auf Abwertungen der lokalen Währungen zurückzuführen.

Der Umsatz im Bereich Fußboden (EGGER Retail Products) liegt mit 330,5 Mio. Euro stabil auf Vorjahresniveau (-0,2 %). Hier wurde einerseits die Aktivität in ertragsschwachen Fußbodenmärkten reduziert und der Fokus auf höherwertige Warengruppen gelegt, andererseits beginnt sich die neue Fußbodenproduktion in Gagarin (RU) am Markt zu etablieren. Der Absatz von Laminatfußböden in Russland und den GUS-Staaten wird in den nächsten Jahren weiter forciert. Auch im Bereich Bauprodukte (EGGER Building Products) wurde der Umsatz trotz Marktschwäche und Preisdruck bei OSB und Schnittholz mit 284,4 Mio. Euro annähernd stabil auf Vorjahresniveau (-1,2 %) gehalten.

Investitionen: 260 Mio. Euro im letzten Jahr

Unter dem EGGER Leitsatz „Nachhaltiges Wachstum aus eigener Kraft“ wurden im Geschäftsjahr 2016/2017 Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte sowie Akquisitionen in der Höhe von 259,2 Mio. Euro (Vorjahr: 302,7 Mio. Euro) getätigt. Davon entfielen 64,3 Mio. Euro auf Erhaltungsinvestitionen, 194,9 Mio. Euro auf Wachstumsinvestitionen. Ein großer Teil hiervon entfiel auf die Fertigstellung der MDF/HDF-Produktionsanlage samt zusätzlichen Beschichtungsanlagen sowie einer Fußbodenproduktion an unserem Standort Gagarin (RU). Weitere wesentliche Teile entfielen auf die beiden Werke in Frankreich, wo die Energieversorgung erneuert bzw. Investitionen in den Bereichen Instandhaltung und Logistik getätigt wurden. Zentrale Wachstumsinvestitionen erfolgten zudem in mehreren Werken in Deutschland, Österreich und Großbritannien.

Erstes außereuropäisches Werk in Argentinien

Richtig große Wachstumsschritte werden EGGER durch das nun laufende Geschäftsjahr 2017/2018 und weit darüber hinaus beschäftigen: Am 17. Juli 2017 hatte die EGGER Gruppe bekanntgegeben, dass sie das Werk Concordia, Argentinien, von der chilenischen Masisa S.A. übernimmt. Damit wird EGGER erstmals mit einem Produktionsstandort außerhalb Europas vertreten sein. „Ein eigener Produktionsstandort in den südamerikanischen Wachstumsmärkten ist für uns die Voraussetzung, das dortige Marktpotenzial zu erschließen“, erklärt Thomas Leissing die Strategie. „Wir wollen zu einem bedeutenden Marktakteur in Südamerika werden. Mit unserem Vertriebsbüro in Chile haben wir bereits erste Erfahrungen am südamerikanischen Markt gesammelt. Doch ohne eigene Fertigungskapazitäten würden wir auf ein Nischendasein beschränkt bleiben.“

Das Werk in Concordia verfügt über Anlagen zur Produktion und Beschichtung von Spanplatten und MDF-Platten. Die Produktionskapazitäten lagen 2016 bei: 165.000 m3 Spanplatten, 280.000 m3 MDF-Platten, 274.000 m3 Beschichtung. Neben dem Werk und seinem Vertrieb betreibt EGGER zukünftig auch das unter Masisa Placacentro auftretende Handelsnetzwerk in Argentinien, welches von 42 Partnern selbstständig geführt wird. EGGER übernimmt die rund 500 Mitarbeiter von Masisa in Argentinien zum Closing-Zeitpunkt und bietet ihnen damit eine klare Zukunftsperspektive.

Baustart für Spanplattenwerk in Polen

Der bereits angekündigte Neubau eines Spanplattenwerks in der nord-polnischen Stadt Biskupiec, in der Region Ermland-Masuren, geht in die Realisierung. Nivellierungsarbeiten wurden auf dem rund 85 ha großen Grundstück bereits getroffen. Mit den Bauarbeiten wird in den nächsten Wochen gestartet, sobald alle notwendigen behördlichen Genehmigungen vorliegen. Das neue Holzwerkstoffwerk wird auf dem modernsten Stand der Technik sein und über eine Rohspankapazität von 650.000 m3, Beschichtungsanlagen sowie Imprägnieranlagen verfügen.

„Wir hoffen auf eine reibungslose Bau- und Installationsphase und rechnen mit der Inbetriebnahme der neuen Anlage gegen Ende 2018“, sagt Walter Schiegl, EGGER Gruppenleitung Technik/Produktion. Das Gesamtinvestitionsvolumen liegt bei rund 250 Mio. Euro. Auch der Recruiting-Prozess ist bereits gestartet. In Biskupiec entstehen mit dem neuen EGGER Werk 400 direkte und rund 600 nachgelagerte Arbeitsplätze.

USA: Greenfield-Projekt in Planung, Verteilerzentrum ab Oktober

In einer noch frühen Planungsphase befindet sich ein weiteres Greenfield-Projekt: Gemeinsam mit dem Gouverneur und den örtlichen Behördenvertretern verkündete EGGER in diesen Tagen, in Lexington, North Carolina, ein Holzwerkstoffwerk errichten zu wollen. Die Projektumsetzung ist in mehreren Phasen geplant, wobei im ersten Schritt ein Spanplattenwerk mit Beschichtungskapazitäten errichtet werden soll. Die Erfüllung sämtlicher vereinbarter Rahmenbedingungen und den Erhalt der entsprechenden Genehmigungen vorausgesetzt, soll mit dem Bau Ende 2018 gestartet werden. Die erste Projektphase umfasst ein Investitionsvolumen von rund 260 Mio. Euro und wird 400 direkte Arbeitsplätze schaffen.

Ein eigener Produktionsstandort in den USA ermöglicht der EGGER Gruppe den umfassenden Eintritt in den wachsenden US-amerikanischen Markt. „Unser langfristiges Ziel ist es, auch in Amerika zur führenden Marke für Lösungen rund um das Leben und Arbeiten mit Holz zu werden“, gibt Ulrich Bühler die Vision vor. Einen ersten Schritt macht EGGER bereits mit der Einrichtung eines Verteilerzentrums in der Nähe von Detroit, Michigan. Im Oktober 2017 wird das Lager seinen Betrieb aufnehmen und damit Kunden in den USA eine bessere Verfügbarkeit von EGGER Produkten sowie eine höhere Wettbewerbsfähigkeit bieten. „Über unsere Vertriebsaktivitäten wissen wir bereits, dass unser Produktsortiment für Architekten, Designer, Händler und Industriekunden in den USA höchst attraktiv ist. Mit einer einfacheren Zugänglichkeit und kurzen Lieferzeiten können wir diese Bedarfe auch gut bedienen“, schließt Bühler.

Sehr positiver Ausblick auf 2017/2018

Mit all diesen Großprojekten in Planung und Umsetzung blickt die EGGER Gruppe höchst positiv gestimmt in die Zukunft. Für das im Mai begonnene aktuelle Geschäftsjahr rechnet EGGER mit einem weiter anhaltenden Umsatz- und Ergebniswachstum. Grund dafür ist die positive Entwicklung in Europa und Russland. Insbesondere die Erwartungen an den Bereich EGGER Decorative Products sind gruppenweit positiv. Bei EGGER Retail Products rechnet man in West- und Osteuropa mit einer stabilen bzw. leicht steigenden Entwicklung. Die neu errichtete Fußboden-Kapazität in Gagarin (RU) wird die Absatzmöglichkeiten in Russland und im angrenzenden GUS-Raum stärken. Im Bereich EGGER Building Products wird die erwartete Nachfragesteigerung trotz anhaltender OSB-Überkapazitäten langsam zu einer Entspannung des Preisdrucks führen, wodurch auch hier mit einem steigenden Ergebnis gerechnet wird.

Größere Unsicherheiten können von der weiteren Entwicklung der politischen Spannungen im Ukraine-/Krimkonflikt, in der Türkei und im Nahen Osten, von den Einflüssen des Brexit-Votums sowie von den nicht einschätzbaren Auswirkungen der Terrorgefahr und Migration in Europa ausgehen. Die aktuellen Internationalisierungsschritte außerhalb Europas bedeuten vor diesem Hintergrund auch Marktdiversifikation und damit Zukunftssicherheit für die gesamte EGGER Gruppe und ihre Mitarbeiter. „Gewiss wird die Organisation mit der Integration des argentinischen Werks Concordia sowie mit der Umsetzung der Greenfield-Projekte in Polen und in North Carolina stark gefordert sein, wir übernehmen uns damit aber keineswegs. Wer uns kennt, weiß, dass wir eine konservative Wachstumsstrategie verfolgen. Wir engagieren uns mit Augenmaß und achten darauf, dass jeder Schritt für die Organisation auch verdaubar ist. Gleichzeitig ist es für uns wichtig, durch unsere Expansion eine sichere Zukunftsperspektive für alle Mitarbeiter zu schaffen,“ schließt Leissing.

Am 17. Juli 2017 gab EGGER bekannt, das Werk Concordia, Argentinien, von der chilenischen Masisa S.A. zu übernehmen. Damit wird der Holzwerkstoffhersteller erstmals mit einem Produktionsstandort außerhalb Europas vertreten sein.

Die EGGER Gruppenleitung mit Walter Schiegl, Thomas Leissing und Ulrich Bühler (v. l.) berichteten von einem stabilen Geschäftsjahr und großen Zukunftsplänen.

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